Der Gewerkschaftstag war sehr spannend, weil die Delegierten sich von Prof. El Mafaalani eine andere Sichtweise auf das Tagesthema : "Bildung gegen Spaltung" zeigen lassen konnten. Er stellt die These auf, dass die Spaltung in der Gesellschaft nicht so groß sei, wie immer behauptet. Es gibt mehr Gewinner als Verlierer in den letzten 40 Jahren. Einzig die Schere zwischen Arm und Reich sei gewachsen. Die erhöhte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, bedingt auch ein erhöhtes Konfliktpotenzial. Daraus erfolgt eine aktuelle Gegentendenz zur Öffnung der Gesellschaft, die man als Schließung bezeichnen kann. Seine These :Es gibt eine Spaltung zwischen Offenheit und Geschlossenheit in der Gesellschaft.
Im Bildungsbereich haben alle die gleichen Chancen, aber trotzdem vergrößern sich die Abstände der Lebenschancen. Nur die importierten Migranten, als neue Unterschicht geben allen anderen ein besseres Gefühl. Die Inflation hoher Bildungsabschlüsse korrespondiert nicht mit besseren Berufschancen. Es führt eher zur verstärkten Inanspruchnahme von Vitamin B, welches die Oberschicht mehr nutzen kann.
Seine letzte These ist : Kinder, die in Armut aufwachsen, lernen ein Management der Mangelverwaltung : kurzfristig denken - Unsicherheiten vermeidend - funktionalistisch handelnd. Bildung kann dann nur Mittel zum Zweck sein. Sein Vorschlag für die Schulorganisation ist : Allen Schüler*innen eine Vorstellung von den Ideen unserer Kultur zu vermitteln, in einer Schule der sozialen Durchmischung und in einem Ganztagsbetrieb.
Wir brauchen nicht nur erheblich mehr finanzielle Mittel, sondern eine Expansion von Bildung!
Der Gewerkschaftstag war zudem spannend, weil es viele Auseinandersetzungen gab, trotz des strengen Zeitplans, die in einigen Abstimmungen mit weniger als 10 Stimmen Unterschied mündeten. Es gab wichtige Entscheidungen zu den Themen Bildung gegen Spaltung, Tarifarbeit, Geschäftsordnung und Stärkung der GEW in der Fläche. Einzig der Umstand, dass am Ende das Präsidium versuchte, Einfluss auf die Diskussion der letzten drei Anträge zu nehmen, in dem es die Behandlung verzögerte, gab dem Gewerkschaftstag einen bitteren Beigeschmack.